Neustart in Bad Saarow

Precise-Hotelkette übernimmt das größte Golfresort in Brandenburg

Ende einer frustrierend langen Pokerpartie und einer großen Leere in Bad Saarow: Nach mehr als zweijähriger Schließung des Hotelbetriebs ist das größte Golfresort Brandenburgs am Scharmützelsee südöstlich von Berlin seit wenigen Wochen wieder vollumfänglich geöffnet. Die über 300 Hektar große Anlage am Westufer des „Märkischen Meeres“ mit insgesamt 63 Golfbahnen firmiert jetzt, nach einer monatelangen Renovierung des 115 geräumige Zimmer und Suiten umfassenden 5-Sterne-Hotels, als „Precise Resort Bad Saarow“.

Der Neustart markiert nicht nur einen Betreiber-, sondern auch einen Eigentümerwechsel: Die Precise-Hotelgruppe hat, wie sie gegenüber Golf Week bestätigte, im vergangenen Frühjahr das Resort vom Vorbesitzer, der österreichischen Familie Haselsteiner, erworben. Über den Kaufpreis wird Stillschweigen bewahrt; allerdings hatte schon im Frühjahr 2021 der Berliner „Tagesspiegel“ berichtet, die Familie Haselsteiner biete die Anlage zum Verkauf an. Kolportiert wurde ein gewünschter Kaufpreis von bis zu 25 Millionen Euro. 

Exklusives Resort

Von ganz anderen Summen war die Rede, als der österreichische Ex-Politiker und Bauunternehmer Hans Peter Haselsteiner in den 90er-Jahren begann, sich am schönen Scharmützelsee zu engagieren. Rund 200 Millionen D-Mark, wurde seinerzeit berichtet, habe der Strabag-Chef in die Schaffung seines „exklusiven Resorts im Luxussegment mit weitläufigen Sportanlagen und hochwertigen Immobilien“ gesteckt. Brandenburgs Landesregierung legte auf den Inves­titionsbetrag noch einmal 100 Millionen D-Mark ­öffentliche Gelder drauf, weil das Resort in der strukturschwachen Region die Schaffung von 350 neuen Arbeitsplätzen versprach.

Bad Saarow wurde nach der Wende – wie schon einmal in den 20er- und 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts – rasch wieder zu einem beliebten Ausflugsziel der zuvor jahrzehntelang „eingemauerten“ (West-) Berliner. Mit vier Golfplätzen wuchs Haselsteiners Anlage zum größten Golfresort in den neuen Bundesländern heran: 1995 wurde der Arnold-Palmer-Platz eröffnet, im Jahr darauf der Nick Faldo Course, 2000 folgte der öffentliche Jake-McEwan-Platz (9 Löcher) und 2001 der Stan-Eby-Kurs. Ein formidables Golfangebot, das allerdings von Anfang an Schwierigkeiten hatte, profitabel zu sein. 

Der Arnold Palmer Course in Bad Saarow gilt als einer der schönsten und beliebtesten Golfplätze der Region.

Vier Betreiberwechsel

Vier Betreiber bissen sich an Bad Saarow die Zähne aus: Der erste Betreiber, die Kempinski-Hotelgruppe, hielt nur wenige Jahre durch. Dann firmierte die ebenso schöne wie riesige Anlage als „The Palmerston“, dann als „Das Brandenburg“ und schließlich, ab 2001, als A-ROSA-Resort. Pächter und Betreiber war nun die Deutsche See Reederei (DSR) Hotel Holding, deren Chef Horst Rahe bei vielen Gelegenheiten seine besondere Affinität zu Bad Saarow bekundete. Kein Wunder: Mehrfach wurde „Deutschlands erste 5-Sterne-Superior-Golfanlage“ als „Leading Golf Resort of Germany“ ausgezeichnet, 2017 erhielt das A-ROSA-Resort den World Golf Award als bestes Golfhotel Deutschlands. 

Lange geschlossen

Ob die heißen Emotionen der DSR Hotel Holding für das Brandenburger Edelresort abkühlten, weil der von Sir Nick Faldo unterstützten hoffnungsvollen Bewerbung als Austragungsort des Ryder Cup 2022 kein Erfolg beschieden war, bleibt Spekulation. Erstaunen und Kopfschütteln in der Branche, Fassungslosigkeit und Wut unter den Mitgliedern des Golf Club Bad Saarow waren die Reaktionen im Frühjahr 2020, als A-ROSA nach der ­Corona-bedingten mehrwöchigen Schließung aller Hotels als landesweit einziges Resort-Hotel die Türen nicht wieder öffnete. 

Während vergleichbare Resorts wie Fleesensee, Weimarer Land oder Bad Griesbach im Sommer 2020 Rekord-Gästezahlen vermeldeten und mehr als ordentlich verdienten, litt das A-ROSA in Bad Saarow nach eigenem Bekunden angeblich unter zu geringer Nachfrage. Und ausgerechnet der Vorzeigeplatz des Resorts, der Nick Faldo Course, blieb als einziger Golfplatz Deutschlands ganzjährig geschlossen und gab, aufgrund reduzierter Platzpflege, ein trauriges Bild ab. In der Region schossen wilde Spekulationen ins Kraut, hinter ­alledem verberge sich ein schon lange andauerndes Fingerhakeln zwischen Eigentümern und Betreibergesellschaft um eine vorzeitige Beendigung des langfristigen Pachtvertrags. 

Lachender Dritter sind nun, wie es scheint, die Precise Hotels & Resorts mit Sitz in Berlin. Das 2005 von dem israelischen ­Hotelier Ron Ben Haim gegründete, auf den Erwerb, den Betrieb und das Management von Luxus- und gehobenen Hotels spezialisierte Unternehmen hat während der Corona-Zeit kräftig expandiert. Mittlerweile betreibt Precise 18 Hotels und Resorts in fünf Ländern, dar­unter auch große Resorts am Schwielowsee bei Potsdam, am Rheinsberger See im Norden Brandenburgs und auf der Ostseeinsel Rügen. 

„Aussergewöhnliche Oase“

In der neu erworbenen „außergewöhnlichen Oase der Entspannung am Scharmützelsee“, wo sich alle Golfplätze und modernen Trainingsanlagen mittlerweile wieder in Top-Zustand präsentieren und das Clubhaus mit dem Restaurant „Greenside“ wieder zum gemütlichen Treff nach der Golfrunde einlädt, kommen neben Golfern auch Tennisspieler, Segler und andere Wassersportler voll auf ihre Kosten. Und auf alle wartet nach dem Sport der 4.200 Quadratmeter große Spa-Bereich mit Innen- und Außenpool, Fitnessbereich und einer Sauna-Landschaft, die keine Wünsche offen lässt. Schönes Spiel in Bad Saarow!

Medianachweis: Wolfgang Weber

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