Dann als Caddie …

Tyrrell Hatton will den Hut draufhauen, und Wintergolf heißt Gatschgolf. Oder so.

Der Engländer Tyrrell Hatton ist ja generell eher nicht als ein in sich ruhendes Gemüt bekannt, sondern formuliert seine Gefühle gerne. Diese waren nach dem 86. Masters in Augusta eher mäßig positiv. Layout und Setup des Platzes wären total unfair und komplett übertrieben gewesen und überhaupt und außerdem alles doof. „Vielleicht bin ich besser dran, wenn ich als Caddie hierher zurückkomme und nicht versuche, Bälle zu schlagen“, grantelte Hatton folgerichtig nach seinem Auftritt und meinte: „Ich bin froh, dass es vorbei ist.“ Ein Journalist fasst die Sachlage, wenn man das so sehen will, auf Twitter so zusammen: „Verzeihen Sie mir, aber ich konnte nicht wegschauen, wie Tyrrell Hatton gestern auf Schläge reagierte.  Haben sich die Aggressionsbewältigungskurse ausgezahlt?“ Nach Rang 18 beim letzten Masters also ein Rückfall auf Platz 52, wohl eben eher gar nicht Hattons Anspruch. 

Gatschgolf

Nun zu etwas anderem, was mit freiem Auge auch eher wenig ertragbar ist: gatschige Golfplätze. Braune Flächen sahen jene Menschen, die im Süden der USA waren. Statt saftig grünen Fairways wurden vor allem in Kalifornien oft nur Grüns und Abschläge in der wunderbaren Wiesenfarbe gehalten. Amerikanische Golfplätze haben nämlich in einigen Staaten eine Kehrtwende beim Thema Wassermanagement im Winter vollzogen. Dabei geht es aber nicht um den Mangel an Wasser, sondern um die Abkehr von „Overseeding“. Wie hat man es bisher gemacht? Noch vor 15 Jahren war Overseeding Standard, weil sowohl der einheimische US-Golfer wie auch der Tourist von Golfplätzen in Florida, Kalifornien oder South Carolina tiefgrüne Spielflächen erwartete, kann golfsustainable.com entnommen werden. Deshalb wurde für die Wintermonate im Herbst auf die Fairways mit ihrem Bermudagras, das über den Winter aufgrund der kühlen Nächte braun wird und „schläft“, Rye- oder Blue-Gras gesät. Das sorgte dann auch von November bis März für tiefes Dunkelgrün auf den Spielflächen. Speziell in den Privatclubs im Süden Amerikas sei Overseeding nur noch selten ein Thema. Laut Chris Hartwiger, Direktor des Beratungsservice der Green Section der United States Golf Association, sorgten die Rezession im Jahr 2009 und zunehmende Nachhaltigkeitsstandards dafür, dass zahlreiche Golfplätze in den Südstaaten den Overseeding-Prozess deutlich reduzierten. Long story short: Sieht zwar nicht gut aus, spart aber vor allem einiges an Geld. 

Golfbälle im Gatsch, daran muss man sich da und dort gewöhnen.

Ab die Matte

Gespart hat sich wohl auch Tommy Fleetwood in den letzten Jahren einiges, gibt es doch kaum ein Foto ohne Bart von dem Golfer. Diese Zeiten scheinen aber nun vorbei zu sein. Es geht eben beim Golf längst nicht mehr nur darum, wer den weißen Ball am genauesten und mit den wenigsten Schlägen irgendwohin bekommt, nicht einmal bei der Players Championship. Denn da staunten einige nicht schlecht: Auf einmal sah man das Gesicht des sonst mit langen Haaren und zotteligem Bart ausgestatteten Profis. Seine Erklärung war eigentlich recht einfach und hat mit Geldsparen nichts zu tun: „Ich hatte echt schlechte Laune und die Wahl, entweder ein paar Schläger zu zerbrechen oder mich zu rasieren.“ 

Doch dem nicht genug, anscheinend nagt auch der Zahn der Zeit an dem noch jugendlichen 31-Jährigen. Er erzählte gegenüber Medien, dass er just an seinem 31. Geburtstag von Viktor Hovland und Collin Morikawa geärgert wurde. Sie sollen gedacht haben, er wäre eher Ende 30. „Echt harte­ Kommentare für mich“, so Fleetwood. „Beim Rasieren hatte ich das Gefühl, dass ich gleichzeitig, in übertragenem Sinn, 15 Jahre abschabe. Jeder sagt, dass ich ohne Bart jünger aussehe.“ Wie lang der Bart wegbleibt? Nun ja, seine Frau mag ihn mit Bart mehr.

Tommy Fleetwood mit Bart, vielleicht erkennt man ihn so nicht wieder …

Unsichtbar

Jon Rahm, jetzt genauso wenig wie Fleetwood ein unbekannter Name im Golf, spielte bekanntlich beim Masters eine Runde mit Tiger Woods; also dem Tiger Woods. Eine angenehme Situation für ihn, denn: „Es war großartig, weil sich niemand für mich interessierte, also habe ich ihm nur beim Spielen zugesehen. Es war ein Zuschauer mehr, und ich habe am Ende gut gespielt. In dieser Hinsicht ist mir eine gewisse Last von den Schultern gefallen. Ich konnte den heutigen Tag als Fan und als Spieler genießen.“ 

Erinnerungen an Seve

Seve Ballesteros. Zu diesem Namen muss man in der Golfcommunity eigentlich nichts mehr sagen. Der ehemalige Weltklassegolfer, der den Sport wie wenige andere mitgeprägt hatte, wäre am 9. April 2022 65 Jahre alt geworden. Golf.de listete zu diesem Anlass 65 Fakten über Ballesteros auf. Die Highlights: Ballesteros wurde mit einer kleinen körperlichen Einschränkung geboren. 

Seine rechte Schulter hing ein wenig tiefer als die linke – die ideale Ansprechposition beim Drive. Sein Idol war Gary Player. Er lernte ihn 1972 kennen, als er als Caddie an einem ProAm teilnahm, das anlässlich der Eröffnung des La Manga Club stattfand. Ballesteros: „Das Erste, was mir an Gary auffiel, waren seine Konzentrationsfähigkeit und seine Willensstärke.“ Er benutzte nie einen Golfball mit der Nummer 3. Der Grund: Er war besorgt, dass dies zu drei Putts führen würde. Beim ­Masters 1980 marschierte er den gesamten Platz allein ab, um die Weiten zu studieren. Denn: Sein amerikanischer Caddie war an Yards gewöhnt, Ballesteros jedoch bevorzugte Meter. Insgesamt sind alle Fakten spannend nachzulesen!

Verpönt

Zum Abschluss noch stärkerer Tobak. Die Saudis machen bekanntlich ihre eigene Golfliga, und das kommt nicht so gut an. Sportswashing steht in den letzten Wochen seit dem Überfall auf die Ukraine sowie angesichts der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar Ende des Jahres in der ­Kritik. Genauso wie Saudi­-Arabien. Die Golfliga prahlte aber damit, dass man angeblich zwei ehemalige Weltranglisten-Erste und Ryder-Cup-Stars unter Vertrag genommen hat. Gerüchten zufolge soll einer von ihnen Lee Westwood sein, dem nachgesagt wird, ihn interessiere das ­Mascherl beim Geld nicht.

Medianachweis: Sportcom/Getty Images

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